Lebensmittelkennzeichnung – mit freiwilligen Infos punkten

Lebensmittelkennzeichnung ist ein weites und kompliziertes Feld. Das Interesse der Verbraucher an gesunden Produkten aus nachhaltigen Quellen wächst. Zudem verfügen die Verbraucher über einen schnelleren und besseren Zugang zu Informationen über ihre Gesundheit. All diese Faktoren führen zu einem erhöhten Bewusstsein für die Beziehung zwischen dem, was wir essen, wie es produziert worden ist, unserer Gesundheit und der Umwelt. Hier können Hersteller mit der Bereitstellung von freiwilligen Informationen punkten.

Nach Angaben der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie sind vier von fünf Verbrauchern der Meinung, dass die Kennzeichnung einen deutlicheren Aufschluss über die Qualität des Lebensmittels geben sollte. Wer sich im Supermarkt zwischen zwei ähnlichen Lebensmitteln entscheiden kann, berücksichtigt neben den persönlichen Vorlieben und dem Preis zunehmend auch die Bedeutung der Kennzeichnung. Wer mehr Informationen als die gesetzlich vorgeschriebenen Angaben bietet und auf die Wünsche des Verbrauchers eingeht, ist dem Wettbewerb voraus.

Mit der stetig wachsenden Smartphone-Affinität der Bevölkerung werden darüber hinaus auch interaktive Anwendungen zur Verbraucherinformation immer beliebter. Auf vielen Verpackungen findet man heute QR-Codes, die automatisch weitere Informationen bieten, wenn man sie per Handykamera abscannt.

Siegel und Logos

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Bildquelle: v-label.eu

59 Prozent der Verbraucher achten beim Einkaufen immer oder zumindest häufig auf die ökologische, ökonomische oder soziale Nachhaltigkeit von Händlern und Herstellern. Bei den unter 35-Jährigen sind es sogar zwei Drittel, bei den über 55-Jährigen immerhin jeder Zweite. Zu diesen Ergebnissen kommt eine repräsentative Befragung aus dem Jahr 2023 unter 1.000 Menschen in Deutschland im Auftrag der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC Deutschland.

Nachhaltigkeit beinhaltet verschiedene Aspekte in den drei Bereichen Umwelt, Soziales und nachhaltige Unternehmensführung (auf Englisch: Environment, Social, Governance, kurz: ESG). Bei der umweltbezogenen Nachhaltigkeit stehen Fragen zum Tierwohl – etwa die Haltungsbedingungen oder Tierversuche – und zur Verwendung recycelbarer Materialien im Mittelpunkt. 40 Prozent der Deutschen würden gerne vor einem Kauf darüber aufgeklärt werden.

Gut zwei Drittel der Teilnehmer halten anerkannte Nachhaltigkeitssiegel, Zertifizierungen oder unabhängig geprüfte Nachhaltigkeitsberichte für geeignet, um Aktivitäten in puncto ESG glaubhaft vermitteln können. Mit aussagekräftigen Siegeln, Labeln, Herkunftszeichen und Symbolen können Hersteller bei der Lebensmittelkennzeichnung punkten.

Tierhaltungskennzeichnung

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Bildquelle: haltungsform.de

Zurzeit wird in Deutschland die Einführung eines Tierhaltungskennzeichnungsgesetzes diskutiert. Verbraucher sollen auf einen Blick erkennen, wie ein Tier in landwirtschaftlichen Betrieben in Deutschland gehalten wurde. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) arbeitet dazu an einer verbindlichen und transparenten Tierhaltungskennzeichnung für Lebensmittel tierischer Herkunft, die aus Deutschland stammen. Schon heute kennzeichnen bestimmte Hersteller ihre Produkte mit Tierwohllabeln.

Lebensmittelkennzeichnung mit Nutri-Score

Nutri-Score für Lebensmittel bald in deutschen SupermärktenZusätzlich zur gesetzlich vorgeschriebenen Nährwerttabelle können gemäß Artikel 35 Absatz 1 der Lebensmittel-Informationsverordnung der Brennwert und die Nährstoffmengen auch in anderer Form dargestellt werden, sofern diese Darstellungsform bestimmte Anforderungen erfüllt. Die Verwendung einer derartigen Form der Kennzeichnung erfolgt dabei freiwillig. Ein geeignetes Modell einer erweiterten Nährwertkennzeichnung ist der sogenannte Nutri-Score.

Beim Nutri-Score zeigt eine fünfstufige Skala von A bis E den Gesamtscore für den Nährwert eines Produkts. Um den Nutri-Score eines Lebensmittels zu ermitteln, wird die Menge ungünstiger und günstiger Inhaltsstoffe auf 100 Gramm (bei Getränken und Suppen auf 100 Milliliter) als Zahl gewichtet und miteinander verrechnet. Ein hoher Gehalt an gesunden Bestandteilen wie Ballaststoffen, Eiweißen, Obst und Gemüse führt zu einer günstigeren Bewertung. Problematische Bestandteile wie gesättigte Fettsäuren, Zucker und Salz schlagen sich negativ auf den Score aus.

Farben (grün bis rot) helfen bei der Orientierung. Verschiedene Lebensmittel der gleichen Kategorie sind so gut vergleichbar. Innerhalb einer Produktgruppe ist beispielsweise ein Lebensmittel mit grünem A die bezogen auf seinen Nährwert günstigere Wahl im Vergleich zu einem Lebensmittel mit einem gelben C.

CO2-Kennzeichnung

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CO2-Kennzeichnung bei Hafermilch-Hersteller oatly (Bildquelle: oatly.com).

Mit Blick auf nachhaltigeres Konsumverhalten achten immer mehr Konsumenten darauf, welche Wege die Produkte, die sie im Handel finden, bisher zurückgelegt haben und welche Umweltauswirkungen das hatte. So weisen zum Beispiel frische und regionale Produkte mit kurzen Transportwegen eine besonders günstige Klimabilanz auf.

Bei der CO2-Kennzeichnung gibt es noch keine einheitlichen Standards. Um eine Vergleichbarkeit herzustellen, fordern daher manche Nahrungsmittelproduzenten eine Standardisierung und Verpflichtung zur CO2-Kennzeichnung. Eine einheitliche CO2-Kennzeichnung soll es ermöglichen, die bisher entstandenen Emissionen von Lebensmitteln auf einen Blick zu erkennen und miteinander zu vergleichen. So soll mit der CO2-Kennzeichnung in Ergänzung zum Nutri-Score ein Label ins Leben gerufen werden, das im Rahmen der Lebensmittelkennzeichnung über die Nachhaltigkeit der Ernährung informiert.

Welche Technologien zur nachhaltigen Kennzeichnung bereits existieren bzw. derzeit entwickelt werden, erläutert unser Nachhaltigkeits-Whitepaper:

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