Barcode drucken: Zaun oder Leiter?

Bei der Gestaltung von variabel bedruckten Barcode-Etiketten müssen viele Punkte berücksichtigt werden, die sich aus der Anwendung ergeben: Welche variablen Etikett-Daten wie Texte, Grafiken, Barcodes müssen enthalten sein? Welche Schriftgrößen sind zu wählen? Welche Teile sollen vorgedruckt sein, welche sollen mit dem Drucker variabel ergänzt werden?

Auch die drucktechnischen Gegebenheiten sind wichtig. Wie breit darf das Etikett sein, damit der Drucker es bedrucken kann? Muss man ein zu breites Etikett eventuell um 90° drehen, sodass es mit der schmalen Seite zuerst aus dem Drucker kommt? Oder kann ein Etikettendrucker eingesetzt werden, der ohne Drehung breit genug für die Anwendung ist? Passen Farbband und Etikettenmaterial zusammen und erfüllt der Druck die notwendigen Anforderungen hinsichtlich Lesbarkeit und Haltbarkeit?

Aus diesen Abwägungen ergibt sich für den eventuell enthaltenen Barcode eine bestimmte Position und Ausrichtung. Er kommt entweder quer zur Druckrichtung aus dem Drucker – steht also wie ein „Zaun“ auf dem Etikett – oder der Strichcode wird in Druckrichtung gedruckt und erscheint auf dem Etikett wie eine „Leiter“.

Die Ausrichtung hat direkte Auswirkungen auf die Lesbarkeit des Barcodes, wie wir im Folgenden sehen werden.

Barcode-Etiketten drucken

Ein Thermodirekt- bzw. Thermotransferdrucker hat einen fest installierten Druckkopf, der die gesamte Etikettenbreite abdeckt. Auf jedem Druckkopf sitzt eine Vielzahl von winzigen Heizelementen. Sie sitzen eng beieinander – daher können das pro Millimeter mehr als 23 Elemente sein.

Die Heizelemente werden elektronisch an- und abgeschaltet und erzeugen so den Druck. Das Schriftbild wird also aus vielen kleinen Punkten – häufig auch „Dots“ genannt – zusammengesetzt.

Der Drucker schiebt das Etikettenmaterial beim Drucken vor. Auf Grund der Hitze verfärbt sich entweder das Etikettenmaterial selbst an den entsprechenden Stellen (Thermodirektdruck). Oder es wird ein temperaturempfindliches Farbband zwischen Label und Thermodruckkopf hindurchgeführt (Thermotransferdruck): Hierbei schmilzt die Farbbandschicht, sobald ein Heizelement erhitzt wird, und die Farbe überträgt sich auf das Etikett.

So funktioniert das Thermotransfer-Verfahren

Das folgende Video zeigt die Bedruckung und das Entnehmen des fertigen Etiketts aus dem Drucker.

Wir würden Ihnen an dieser Stelle gerne einen zusätzlichen Inhalt anzeigen (z. B. YouTube-Video). Dafür benötigen wir jedoch Ihre Erlaubnis, Cookies zu setzen:

Gerade bei einem Barcode ist die gleichbleibende Druckqualität ein wichtiges Ziel. Kein Strich darf fehlen oder falsch gedruckt sein, damit er von den Lesegeräten korrekt gelesen werden kann. Daher muss man den Druckkopf regelmäßig reinigen, damit sich dort keine Ablagerungen festsetzen.

Aber trotz aller Pflege: Letzten Endes ist auch der beste Druckkopf irgendwann verschlissen und ein einzelner „Dot“ fällt aus. Oder eine Verschmutzung sorgt schon vor der nächsten Reinigung akut dafür, dass der eine oder andere Dot nicht die notwendige Wirkung hat.

Ein defektes Heizelement auf einem Druckkopf
Auch kleine Defekte oder Verschmutzungen führen zu fehlerhaften Drucken.
Defekte an mehreren Stellen. Gut zu erkennen: Die normalen Verschleißerscheinungen im unteren Bereich, die das Papier im Vorbeilaufen verursacht hat.

 

 

 

 

 

 

 

Unter Umständen fällt ein solcher Ausfall nicht sofort auf. Um sicher zu sein, kann man natürlich einen Barcode-Scanner hinter dem Drucker positionieren, der jeden einzelnen Code auf Lesbarkeit überprüft. Bei komplexen Anwendungen möglich, doch bei einfachen Anwendungen kommt das oft nicht in Frage.

Trick: Dicke Linie

Hier hilft ein kleiner Trick: Wenn man oberhalb des Barcodes eine dickere geschlossene Linie mit in das Etikett einbaut, dann kann man an dieser Linie auch mit bloßem Auge und ohne Scanner sofort erkennen, ob die Druckleiste auf der gesamten Breite des Barcodes noch ordentlich arbeitet.

Ticket einer Parkgarage: Der Barcode in Zaunform. Ein defekter Dot wäre im Barcode nicht sofort zu erkennen. Daher sind dicke Querlinien über und unter dem Barcode. Dort erkennt man jeden Defekt sofort.
Alles in Ordnung mit diesem Barcode? Am rechten Rand könnte etwas faul sein ….
… Ein Querbalken über dem Barcode gedruckt: Sofort ist zu sehen, dass ein Dot tatsächlich nicht richtig arbeitet: Defekt oder verschmutzt.

Wenn möglich kann man den Barcode (und natürlich den ganzen übrigen Etiketteninhalt!) im Layout um 90° drehen. Dann zieht sich der eventuelle fehlerhafte Dot durch das gesamte Druckbild des Codes und springt förmlich ins Auge.

Barcode um 90° gedreht: Eine fehlerhafte Stelle ist sofort erkennbar

Vorsicht beim Drehen des Barcodes

Die Drehung hat aber noch eine technische Folge, die nicht unerwähnt bleiben soll: Das An- und Abschalten der Dots erfolgt ja bei sehr hohen Druckgeschwindigkeiten in sehr schneller Folge. Elektronisch ist die Geschwindigkeit kein Problem, aber das Heizelement hat natürlich eine gewisse Trägheit. Auch nach dem Abschalten ist er noch ein wenig warm. Bei sehr hohen Druckgeschwindigkeiten könnte es also passieren, dass die Linien etwas ausgefranst wirken. Gerade bei einem Barcode könnte das Probleme in Hinblick auf die Lesbarkeit mit sich bringen, weil eine sehr hohe Randschärfe bei den Strichen und Lücken notwendig ist. Es ist also zu prüfen, ob eine Drehung des Barcodes bei der eingesetzten Materialkombination und den notwendigen Druckgeschwindigkeiten überhaupt in Frage kommt.

So, genug Technik für heute. Zur Auflockerung nochmals ein Rückblick auf die Barcode-Verschwörung, die vor einigen Jahren durch die Presse ging. Balken über, unter oder durch den Strichcode hindurch könnten noch ganz andere Gründe haben …. aber lesen und sehen Sie selbst.

Ein Kommentar

Kommentare sind geschlossen.