MHD Kennzeichnung bald abgeschafft?

Geht es nach Bundesernährungsminister Christian Schmidt, wird es auf Lebensmitteln bald keine Mindesthaltbarkeits- bzw. MHD Kennzeichnung mehr  geben. Denn seiner Meinung nach würden massenweise gute Lebensmittel weggeworfen, nur weil das Mindesthaltbarkeitsdatum abgelaufen ist. Dabei seien die Produkte doch wesentlich länger genießbar, so der CSU-Politiker. Er schlägt vor, die Lebensmittel nicht mehr mit Mindesthaltbarkeitsdatum zu kennzeichnen, sondern stattdessen elektronische Chips einzusetzen. Doch ganz so einfach ist es nicht…

Mindesthaltbarkeitsdatum sagt nichts aus

Milch mit MHD Kennzeichnung
Milch mit MHD Kennzeichnung

Laut einer Studie des Ernährungsministeriums aus dem Jahr 2012 werden in Deutschland jährlich rundd 11 Millionen Tonnen Lebensmittel in den Müll geworfen. Gut die Hälfte davon stammt aus Privathaushalten. Dieser hohe Anteil ist mit dem MHD zu erklären. Denn die meisten Verbraucher sortieren Lebensmittel aus, sobald das MHD überschritten ist. Dabei handelt es sich bei der MHD Kennzeichnung um ein Datum, das angibt, bis wann ein Lebensmittel unter “angemessenen Aufbewahrungsbedingungen seine spezifischen Eigenschaften behält”.  Dies wurde im Zuge der Verordnung über die Kennzeichnung von Lebensmitteln vom 21.12.1981 festgelegt.
Ist das Datum überschritten, bedeutet dies jedoch noch lange nicht, dass das Lebensmittel dann ungenießbar ist. Schließlich heißt es “mindestens haltbar bis”. Und überhaupt: Woher soll die Milch wissen, dass sie am Tag X, wenn das Mindesthaltbarkeitsdatum abläuft, gefälligst umkippen und sauer werden soll?

Elektronische Chips statt MHD Kennzeichnung

Aktuell werden Lebensmittel mit einem Mindesthaltbarkeitsdatum gekennzeichnet. Das Datum wird entweder direkt mit einem Tintenstrahldrucker oder Laserbeschrifter, oder aber indirekt mit einem Etikettendruckspender auf das Produkt aufgebracht.

Vision des Bundesernährungsministers Christian Schmidt: Funkende Chips ermitteln, ob ein Produtk noch genießbar ist.
Vision des Bundesernährungsministers Christian Schmidt: Funkende Chips ermitteln, ob ein Produtk noch genießbar ist.

Eine Alternative zur Mindesthaltbarkeitskennzeichnung sieht Schmidt in elektronischen Funkchips. Sie könnten tagesaktuell ermitteln, wie sich die Eigenschaften des Produktes verändern. Eine  eindeutige Farbskala von Grün bis Rot zeigt dem Verbraucher an, ob das Lebensmittel noch verzehrbar ist. Der Verbraucher könne mit Hilfe der Farbskala dann entscheiden, bis zu welchem Zeitpunkt er noch das Lebensmittel essen möchte.
Ähnliche Ansätze gibt es bereits: So gibt es sogenannte Zeit-Temperatur-Indikatoren. Das sind in der Regel Etiketten, die sich verfärben, wenn beispielsweise die Kühlkette längere Zeit unterbrochen wurde.

Doch hat dieser Ansatz einen Haken: Auch wenn solche Indikator Etiketten oder Funkchips mittlerweile günstiger als früher hergestellt werden können, sind sie dennoch teurer als die bisherigen Verfahren für die MHD Kennzeichnung. Bei niedrigpreisigen Produkten wie Joghurt macht es aus wirtschaftlicher Sicht aktuell keinen Sinn, jeden Becher mit einem Funkchip auszustatten.